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< All You Can Row 2022: Ausblick auf eine etwas andere Rheinfahrt
27.06.2022 / Ressort Breitensport, Tages- und Wanderfahrten, Wanderfahrten

All You Can Row 2022: So war’s

Der längste Rudersamstag des Jahres: Eindrücke vom 25.6.2022


Verregneter Hafenkai mit umgedrehtem Boot.

Böses Omen? Bei der Ankunft in Karlsruhe regnet es.

Morgensonne auf den Hafenanlagen bei Kalsruhe.

5:30 Uhr, Belohnung für eine Luftmatratzen-Nacht: Der Karlsruher Rheinhafen zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Blaue Skullblätter streifen das Wasser vor grünem Ufer.

Immer weiter Richtung Mainz – und die Sonne wird heiß.

Ruderer tragen ihr Boot ans Ufer, Ausblick auf Rhein und Brücke.

Zwischenstopp am Mannheimer Ruderclub

Leeres  Vierer-Boot liegt mit eingelegten Skulls auf sandigem Ufer.

Idyllische Rast zwischen zwei Buhnen bei Kilometer 452.

Viele Rucksäcke und Isomatten vor einer Treppe.

Geschafft! In mehrerer Hinsicht.

All You Can Row 2022 – So war’s

Am Freitagnachmittag machten sich die in unserem Vorbericht erwähnten drei wagemutigen RGHlerinnen, verstärkt durch eine Ruderin des HRK, per Zug auf den Weg nach Karlsruhe zur Premiere der RGH-Teilnahme an All You Can Row, im Klartext Rudern bis zum Umfallen auf dem Rhein. Informationslücken machten wir durch Intuition wett, und so fanden wir auch direkt den freundlichen Karlsruher Ruderer (woran erkannt – natürlich am Stadtmobil), der uns vom Bahnhof zum Karlsruher Rheinclub Alemannia brachte. Dort waren bereits eine Menge Leute beim Reden und Essen, der Grill lief, das Büffet war voller Salate, und es regnete. Na super…

Nach und nach kamen immer mehr Leute, so dass es irgendwann höchste Zeit wurde, sein Handtuch über einen Stuhl zu werfen bzw. sich einen Schlafplatz im Kraftraum, irgendeiner Umkleide, der Bootshalle oder wo auch immer zu sichern. Es gab viel Hallo unter den alten Hasen, zu denen wir ja noch nicht gehörten, aber auch wir trafen das eine oder andere bekannte Gesicht und lernten unsere zugeteilten Mannschaften kennen. Gegen 21:30 h wurden plötzlich alle sehr vernünftig, und bald war es still (zumindest für die, die an Ohropax gedacht hatten und damit die schnarchenden Zeitgenossen und das Hafenfest ausblenden konnten).

Der Samstag begann gnadenlos mit Frühstück um 4 Uhr. Hut ab vor den Karlsruhern für die tolle Organisation und Verpflegung – auch zum Frühstück stand alles bereits parat, inklusive reichhaltiger Bootsverpflegung, und sogar an eine Transportbox für jedes Boot war gedacht.  Dann ging es direkt aufs Wasser, und gegen 5:30 h schwamm nach längerer Skullsuche auch das letzte Boot (Brigittes).

Ein Stück durch den Karlsruher Rheinhafen und raus auf den Rhein bei Rhein-Kilometer 360. Die schönsten paar Stunden der ganzen Fahrt! Ganz früh morgens, kaum Schiffsverkehr, glattes Wasser, die Wolken hatten sich verzogen, Blau und Grün und Glitzer überall, ihr wisst, was ich meine… Und die Kilometer rauschten nur so vorbei, der Strömung sei Dank. Auf nach Mainz and beyond!

Es kam, wie es kommen musste – es wurde heißer, irgendwann hatten auch die Motorbootfahrer ausgeschlafen, der Schiffsverkehr nahm zu, die Strecke fing an, sich zu ziehen. Zwischenstopps wurden nur wenige gemacht, dafür regelmäßige Steuermannswechsel, deren Taktung sehr ernst genommen wurde. Die erste nennenswerte Pause wurde am Mannheimer Ruderclub bei Rhein-km 424 eingelegt, wo wir von Mannheimer Ruderern bereits am Steg erwartet wurden (auch die hatten natürlich die Racemap) und direkt zu Kuchen und Getränken dirigiert wurden.

Weiter ging’s, hinein in den Nachmittag. Nun kamen einige Streckenabschnitte mit unruhigem Wasser, vorbei an viel Industrie und durch immer mehr Schiffsverkehr. „Hoch abscheren“ wurde das gängige Kommando, gefolgt von „Weiter hoch abscheren“. Kleines Highlight in Brigittes Boot war ein kurzer Stopp am Sandstrand zwischen zwei Buhnen bei km 452.

Nur noch 50 oder 60 km bis zur Mainzer Rudergesellschaft, das schaffen wir… Und wir haben’s geschafft, unter Aufbietung des letzten Restes an Sitzfleisch und striktester Einhaltung der Steuermenschwechsel. Rhein-km 504, 14 Stunden, 146 km auf dem Wasser! Wiederum wurden wir am Steg hilfsbereit empfangen und konnten sofort unser Boot hängerfertig machen. Mainz war der designierte Landepunkt, aber natürlich hatte sich das Feld ziemlich auseinandergezogen, und einige besonders ambitionierte Boote waren nach wie vor unterwegs Richtung Loreley oder sogar St. Goar. Die Funktion als Zielpunkt war daher weniger an einer Menge Leute zu erkennen als vielmehr an dem Riesengepäckhaufen im Bootshaus, der wundersamerweise ganz ohne unser aller Zutun den Weg nach Mainz gefunden hatte. Der Ausklang fand demzufolge in kleiner Runde statt, viel Energie war eh nicht mehr da. Inzwischen waren auch Isabel und Lenda eingetroffen, die mit ihrer Osnabrücker Mannschaft sogar noch ein paar Kilometer mehr bis Bingen drangehängt hatten. Die Energie reichte gerade noch für die spontane Entscheidung, doch noch am gleichen Abend nach Heidelberg zurückzufahren, das eigene Bett erschien dann doch weit verlockender als noch eine Nacht auf der Isomatte.

 

Fazit: Wir haben gelernt, dass man viel mehr Kilometer schaffen kann, als man für möglich hält, vorausgesetzt das Wasser hilft mit. Rudern und Steuern auf dem Rhein ist was anderes als auf dem Neckar. Jemand im Boot sollte sich damit auskennen. Wir werden uns zuhause nie wieder über mieses Wasser beschweren. Rollsitzkissen und Handschuhe sind toll. Sonnencreme ist lebenswichtig. Der Rhein hat superschöne Abschnitte und man fragt sich, warum man da nicht öfter hinfährt, vielleicht auch mal mit dem Rad. Zugeloste Mannschaften können klasse sein. AYCR ist eine echte Herausforderung – fängt harmlos an, zur Mitte hin wird es zäh, gegen Ende hilft nur noch Augen zu und durch, und der Seegang bleibt noch ein Weilchen. Den Einsatz, die Logistik und Organisation der Karlsruher Veranstalter kann man nur bewundern und sich herzlich dafür bedanken. Nächstes Jahr wieder!

Von Brigitte Haller