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< Eine Heimregatta aus dem Bilderbuch
23.10.2023 / Ressort Breitensport, Ressort Rennrudern, Stadtachter

Herbstsonne, ein Krebs und extra Luft zum Anfeuern

Der Heidelberger Stadtachter 2023


Das Frauenachter-Team mit Trainer Tom Hinrichs (1.v.l.). Foto: Uli Hillenbrand

Der Breitensportensport-Stadtachter. Trainer: Gabriel Neumann (1.v.l.), Tim Hotfilter (2.v.r.) und Bosse Sottmann (1.v.r.). Nicht im Bild: Brigitte Haller und Marion Lantin. Foto: RGH

Der RGH-Männerachter legt sich in die Riemen. Foto: Uli Hillenbrand

So spät im Jahr lag der Termin der Heidelberger Stadtachter-Regatta noch nie: Die Deutschen Sprint-Meisterschaften (DSM) schoben sich als Trainingsziel an die Spitze der Prioritätenliste der Rennruder-Besatzungen. Damit fiel das Wochenende des Heidelberger Herbstes als traditioneller Termin aus, und auch der Heidelberger Regattaverband als bewährter Organisator. So schien es bis zur Heidelberger Regatta im Mai, als würde ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Rudergesellschaft Heidelberg 1898 e.V. (RGH) das lokale Kräftemessen der beiden Vereine ausfallen. Es spricht für das sportliche Miteinander von Heidelberger Ruderklub (HRK) und RGH, dass sie die Regatta gemeinsam planten: Notfalls würde man eben auch im Herbstregen antreten, da waren sich die Vertreter der Vereine im Licht der Frühlingssonne einig.

Doch an dem gewählten Termin, dem 22. Oktober, strahlte die Sonne. Nur der Herbstwind machte sich bemerkbar und sorgte für Wellen. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Stadtachters führte die 350-Meter-Distanz auf der Strecke stromab von der Stadthalle bis zum HRK-Steg.

Den Beginn machte der Frauenachter. Die Ruderinnen der RGH, von denen viele erst kürzlich auf der Regatta in Nürtingen und auf der DSM Erfolge erzielten, setzten sich klar gegen den ähnlich gut aufgestellten Achter des HRK durch und gewannen mit deutlichem Vorsprung.

Das Rennen der Breitensport-Mannschaften in ihren Doppel-Gig-Achtern wurde in diesem Jahr mit besonderer Spannung erwartet. Vergangenes Jahr hatte das Team der RGH zum ersten Mal seit 2016 die Erfolgsserie der HRK-Breitensportler:innen durchbrochen. Auf dem Neckar konnte man in den Wochen zuvor beobachten, dass der Klub fleißig trainierte, um sich den Silbertablett-Wanderpreis an das Nordufer des Neckars zurückzuholen. Vom RGH-Erfolgsteam aus dem vergangenen Jahr war dagegen nur eine einzige Ruderin wieder mit im Boot, auch die Trainer hatten gewechselt: Würde sich eine so neu aufgestellte Mannschaft bei ihrem ersten Rennen behaupten können?

Der Start verzögerte sich durch den Wind, mehrere Minuten lang mussten sich die Boote, die immer wieder abgetrieben wurden, neu ausrichten. Dann ein Schnellstart, den das HRK-Boot besser bewältigte als die RGH‘ler. Doch die zeigten Nerven: Während die Klub-Skulls auf halber Strecke viele Spritzer in die Luft warfen, zog das RGH-Team gemeinsam und holte auf. „Für die letzten Meter hab ich mir Luft zum Anfeuern aufgespart“, meinte Steuerfrau Teresa Lorenz später. Die nutzte sie, um einen Sprint-Zehner auf der Schlussetappe anzuzählen, und das Team ging mit: Das RGH-Boot gewann mit einer stabilen halben Bootslänge. Tim Schreiber, Leiter Sport der RGH, beglückwünscht die Mannschaft und das Trainerteam: „Das ist nicht nur ein tolles Ergebnis, sondern auch ein tolles Team, dass den ganzen Verein bereichert!“

Die Männer-Rennachter weckten bei ihren Vereinen jeweils große Hoffnungen: Der HRK freute sich über prominente neue Vereinsmitglieder, die das Klub-Achterteam verstärkten. Die Mannschaft der RGH dagegen wollte den Titel, den sie vergangenes Jahr verloren geben musste, unbedingt wieder gewinnen, und setzte dafür auf eine junge Mannschaft aus den Rennteams, die sich aus Trainings der letzten Jahren entwickelt haben. Doch für das RGH-Team lief es nicht gut: „Wir haben leider zu Beginn einen Krebs gefangen“, meinte Schlagmann Dennis Großkopf im Rückblick auf das Rennen. Das HRK-Boot gab den Vorsprung nicht wieder her, baute ihn in der Schlussetappe sogar aus und ging mit einigem Abstand vor dem der RGH ins Ziel.

Das Ergebnis nach Siegen ist also das gleiche wie im vergangenen Jahr, zwei zu eins für die RGH. Nach der Verleihung der Wanderpreise und Medaillen durch HRV-Präsidentin Christine Beermann-Scheffler stellten sich erste und zweite Sieger gemeinsam fürs Foto auf, denn dieser Stadtachter war ein Gewinn für beide Vereine. Gratulation allen teilnehmenden Teams! HRK und RGH haben wieder einmal gemeinsam bewiesen, dass sportliche Konkurrenz und das gemeinsame Feiern solcher Regattafeste zueinander passen. Kommendes Jahr soll der Stadtachter wieder zum gewohnten Termin stattfinden, am Sonntag des Heidelberger Herbstes, den 29.09.2024, und durch die Verbindung mit dem Heidelberger Herbst den Rudersport wieder einem großen Publikum öffnen.

Von Gabriel Neumann

 

Die Stadtachter Teams 2023 der RGH in Reihenfolge der Rennen:

Frauenachter: Schlag: Dorothee Honnen, Anna Miucci, Isabel Parnet, Ida Cartus, Sofia Woelke, Marit Neumann, Cathrin Reimer, Lenda Riegraf, Steuer: Amber Brauer, Trainer: Tom Hinrichs

Breitensportachter: Schlag: Bernd Hoffmann, Mareike Gröninger, Fernando Weber de Silió, Paul Lessing, Ulrike Ruschel-Hoffmann, Maximilian Meinel, Nadine Volk, Inga Hamann, Steuer: Teresa Lorenz, Trainer*innen: Brigitte Haller, Tim Hotfilter, Marion Lantin, Gabriel Neumann, Bosse Sottmann, Ersatzleute: Anika Frühauf, Alicia Kopsch, Pauline Kraus, Anna-Katharina Lehn, Kathleen Bärs, Clara Baumbusch, Benny Popp, Johannes Trunk, Sebastian Dieter

Männerachter: Schlag: Dennis Großkopf, Carl Krause, Jannik Westermann, Tom Hinrichs, Jonas Gehrig, Felix Epp, Florian Riethmüller, Lukas Gehrig, Steuer: Filippa Duwenhoegger, Trainer: Elia Nassar