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< Vor und nach dem Rudern: Bootspflege und Materialprüfung
27.03.2013 / Vereinsleben

Nachruf auf unser Ehrenmitglied Ludwig Haller


Wir trauern um unser Ehrenmitglied Ludwig Haller. Er verstarb am 10. März 2013 im Alter von 87 Jahren.

Ludwig war einer der ersten aktiven Ruderer der RGH in der Nachkriegszeit und ruderte unter anderem auch in dem legendären „Müller Vierer“ einige Siege für die RGH nach Hause. In seiner bescheidenen Art bemerkte er, dass man nicht immer gewonnen hat, manchmal aber dann doch erfolgreich war. Die Vorbereitungen der damaligen Regatten wurden ja unter schwierigsten Bedingungen getroffen, insbesondere auch das Verladen und der Transport der Großboote. Die Boote wurden per Hand auf offene Güterwaggons gehievt, dann vom Bahnhof der Regattaaustragungsorte meist auf der Schulter wieder ans Wasser gebracht. Respekt, wenn man bedenkt, dass danach erst die eigentlichen Rennen zu bewältigen waren. Die Bilder dieser Zeit, auf denen unser Ludwig zu sehen ist, sie hängen in unserer Bootshausempore, veranschaulichen diese Schwerstarbeit sehr deutlich.

Der sogenannte „Müller Vierer“ ruderte bis 1951 erfolgreich und oft in unterschiedlicher Zusammensetzung, jedoch   Ludwig Haller und Fritz Müller waren immer mit im Boot. Ludwig war über 70 Jahre Mitglied unserer RGH, davon auch mehrere Jahre aktiv im Vorstand - obwohl er hauptberuflich in seiner Schlosserei in der Altstadt stark eingebunden war. In vielfältigster Weise unterstützte er die RGH mit Rat und Tat - auch finanziell. Bei vielen Ein- und Umbauten unseres Bootshauses hat Ludwig mit seinen Schlosserarbeiten „Spuren“ hinterlassen. Beeindruckend hierbei waren seine Konstruktionen der Bootslager, die eine optimale Raumausnutzung für die Boote im Bootshaus ermöglichten. Seine Ideen wurden gerne auch von anderen, befreundeten Vereinen aufgenommen und umgesetzt.

Nach seiner Rudersportkarriere heiratete er im Jahr 1951 seine damalige Ruderkameradin Johanna Hofstätter und der sportliche „Geist“ des Ruderns übertrugen die beiden auch auf ihre Kinder. Ludwig Haller war durch und durch ein Familienmensch. Seine 4 Kinder - 2Töchter und  2 Söhne - forderte und förderte er gerade auch im Rudersport. Außer Bernhard waren alle Haller-Kinder bei uns im Rennruderkader. Sohn Heinrich holte damals für die RGH die erste Deutsche Meisterschaft im Junior-Vierer. Trainiert wurde er von einem ehemaligen Lehrling aus Ludwigs Schlosserei. Ludwig Haller hat eigentlich immer die Fäden gesponnen zwischen Beruf, Familie und Verein. Beim Verfassen dieses Nachrufs hat Ludwig mir wieder vor Augen geführt, wie in vielfältigster Weise unsere Jugendlichen an die Erfahrungen des Lebens herangeführt werden können. Dies war damals und ist auch heute noch so.

Gerne erinnere ich mich an die schönen Sommerabende, die die gesamte Familie Haller nach den Ruderstunden von Vater, Söhnen und Töchtern, mit einem gemütlichen Beisammensein auf der Bootshausterrasse verbrachte. Er verband die Familie mit der RGH und lebte vor wie so etwas funktionieren kann.
Persönlich habe ich Ludwig Haller kennen- und schätzen gelernt in 1981 als ich der RGH beitrat. Gemeinsam haben wir viele Wanderfahrten auf den schönsten Gewässern bei uns und in Europa erlebt. Zwei oder drei mal war ich mit ihm zum sog. Landdienst eingeteilt. Wir haben nicht nur über das Rudern philosophiert, nein, auch über Beruf und Studium habe ich mit ihm gesprochen. Man wurde vertrauter miteinander und mir wurde hier erst die Kameradschaft bewusst von der alle gesprochen hatten. Man erlebt die Zusammengehörigkeit auf solchen Wanderfahrten intensiver als zuhause auf dem Neckar, wo man 1-2 mal unter der Woche ruderte und danach gemeinsam noch ein „Absacker“ getrunken hat.

Ja, es war „seine“ RGH in der er sich immer wohlfühlte und für die er Außerordentliches geleistet hat. Hierfür sind wir Ludwig Haller und seiner Familie sehr dankbar. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.


Heidelberg, im März 2013

Im Namen aller RGH-lerinnen und RGH-ler,

Jürgen Schneider
Vorsitzender der Rudergesellschaft Heidelberg 1898 e.V.